Es war die ungewöhnlichste Reise, die ich bis jetzt gemacht habe. Ich habe immer auf den Reisen meine ganze Camping-Ausrüstung dabei. Nur diesmal habe ich sie kaum benutzen können. Ich habe nicht ein einziges Mal mein Zelt aufgestellt und nicht mal eine ganze Flasche Benzin für mein Campingkocher verbrannt (ich konnte sogar ganz ohne den Kocher auskommen). Auch andere Ausrüstungsgegenstände wie Wasserfilter oder Machete hätte ich am besten zu Hause gelassen.
 
In Patagonien, dem Ziel meiner vorletzten Reise, gab es jede Menge mehrtägige Wanderungen in verschiedenen Nationalparks und auch außerhalb. Die Naturlandschaften auf Borneo dagegen sind weitgehend zerstört. Der Dschungel wurde längst abgeholzt, riesige Gebiete sind meistens mit Plantagen von Ölpalmen bedeckt. Durch die Abholzung und die hohen Niederschläge wird der Boden in die Flüsse ausgewaschen, so dass das Wasser in den meisten Flüssen eine lehmige Brühe ist. Dabei ist die Natur in Borneo im Vergleich zu anderen Gebieten in Südostasien noch am besten erhalten!
 
Die wenigen Gebiete, wo noch der Dschungel erhalten wurde, sind entweder Nationalparks oder es wird dort weiter Holz geschlagen (es ist zum Heulen!). In den meisten Nationalparks hat man in Erwartung von reichen und faulen Touristen übertrieben luxuriöse Lodges gebaut. Entsprechend werden dort keine mehrtägige Wanderungen angeboten und man kann auch nirgendwo alleine gehen, nur in Begleitung von meistens 2 oder sogar 3 Rangers. Glücklicherweise konnte ich dem Luxustourismus weitgehend ausweichen, indem ich entweder in die Forschungszentren für Wissenschafter in den Nationalparks gegangen bin (z.B. Danum Valley Research Center) oder sehr abgelegene Nationalparks besucht habe, wo noch keine Lodges gebaut wurden (z.B. Maliau Basin NP).
 
Die letzten erhaltenen Naturlandschaften in Borneo sind eine Augenweide.  Der Dschungel ist anders als in Afrika oder in Amazonas. Dank der riesigen, 60 bis 80 m hohen, und für die Holzindustrie sehr wertvollen, Dipterocarpaceaen- Bäumen ist der Dschungel viel höher und stärker strukturiert als in anderen tropischen Gebieten. Die Insel ist sehr bergig, die meisten Berge sind zwischen 1000 und 3000 m hoch.  Die anderen Highlights sind die größten Höhlensysteme und die artenreichsten Korallenriffe der Welt.
 
Obwohl ich dort eigentlich in der Trockenzeit war, war das Wetter dieses Jahr ungewöhnlich nass. Dadurch erinnerten die Dschungelwanderungen mehr an eine Wanderung in der Regenzeit. Dabei war der warme Regen alles andere als schlimm, es war mehr wie eine erfrischende, warme Dusche. Man brauchte keine Regenjacke anzuziehen, da man schon ohnehin nass vor Schweiss war, der in dem heißen und wahnsinnig feuchten Klima schon bei leichter körperlichen Anstrengung reichlich fliesst. Dumm nur, dass man die nassen Sachen wegen der hohen Luftfeuchte nie trocken gekriegt hat. Die negative Seite von dem regenreichen Wetter waren rutschige, steile Hänge und Millionen von Blutegeln, die auf dem Waldboden lauerten. Zum Glück konnte man sich vor Blutegeln sehr gut schützen, indem man lange Hose getragen hat und darüber spezielle, Anti-Blutegel-Socken übergestülpt hat.
 
Was die Menschen angeht, gibt es in Borneo viele sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Dies wirkt sich sehr positive insbesondere auf die dadurch sehr abwechslungsreiche Küche. Im Vergleich zu Deutschland waren dort vor allem die Meeresfrüchte wahnsinnig billig. Die Städte sind meistens ein Gemisch aus modernster Architektur und 3. Welt Slums. Es gibt noch wenige Gebiete wo die traditionelle Architektur erhalten geblieben ist, wie z.B. die für viele Stämme in Borneo typischen Langhäuser und die auf den Stelzen errichteten Wasserdörfer. Besonders erwähnenswert ist hier das Wasserdorf Campung Ayer in Brunei‘s Hauptstadt, wo 25.000 Menschen wohnen.
Reisebericht aus Borneo
Ölpalmenplantagen wohin das Auge reicht
Der alltägliche Morgennebel im Regenwald in Danum Valley NP
Abenddämmerung über dem Dschungel in Ulu Temburong NP
Insektenfressende Kannenpflanzen in Maliau Basin NP
Ein Nasenaffen-Männchen in Bako NP
Der seltene und scheue Nebelparder in Danum Valley NP
Ein Blutegel kann sich nicht durch meine spezielle Socke durchbeissen
Eine typische Gebirgslandschaft in Borneo (Mulu NP)
Gunung Kinabalu ist mit 4095 m der höchste Berg in Südostasien
Die Maliau Wasserfälle bestehen aus insgesamt 7 Stufen
Die schafkantigen „Pinnacles“ aus Kalkstein in Mulu NP ragen über dem Wald
Nach einem Tauchgang bei Sipadan, einem Tauchgebiet der Extraklasse.
Tropfsteine in der Wind Cave in Mulu NP
Eine Moschee in Brunei: ein Bild wie aus „Tausendundeine Nacht“
Ein typisches Langhaus des Melanau Stammes. In einem Langhaus wohnte das ganze Dorf.