Im Januar und Februar 2020 bin ich 5 Wochen lang durch Costa Rica gereist. Das Land wird durch eine
hohe Bergkette in 2 große Naturregionen geteilt: die pazifische und die karibische Region. Die Natur in
beiden Regionen ist teilweise sehr unterschiedlich. Aber auch bei den Menschen gibt es große kulturelle und
ethnische Unterschiede. Obwohl beide Regionen in der subtropischen Klimazone liegen, verläuft
erstaunlicherweise auch die Verteilung von Niederschlägen über das Jahr dort anders. Während meines
Aufenthalts herrschte auf der pazifischen Seite die Trockenzeit, während auf der karibischen Seite gerade
naß war.
Auch wenn ich in der touristischen Hochsaison Costa Rica bereist habe, hat man keinen Massenandrang im Land
gespürt. Ich konnte immer ohne Probleme Unterkünfte oder Touren buchen. Auch die Busse, der
Hauptverkehrsmittel im Land, waren nur selten ganz voll. In Unterschied zu allen meinen vorherigen Reisen
habe ich diesmal kein Zelt und keine sonstige Camping-Ausrüstung dabei gehabt. Der Grund dafür war, dass
sich die schönsten Naturwunder in geschützten Gebieten befinden, wo Zelten nicht erlaubt ist. Lange
Wanderrouten mit Rucksack und Zelt sind in Costa Rica nicht vorhanden.
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Im Jahre 1502 landete Christoph Columbus auf der Isla Uvita in der Nähe vom heutigen Puerto Limon, der
größten Stadt an der Karibikküste von Costa Rica. Als er dort Einheimischen begegnete, die Goldschmuck
trugen, vermutete er in der Nähe große Goldvorkommen und nannte das Land 'costa rica', was auf Spanisch
'die reiche Küste' bedeutet.
Heute beruht der Reichtum des Landes vor allem auf dessen Natur. Fast ein Viertel der Fläche von Costa Rica
steht unter Naturschutz, darunter sind 28 Nationalparks. Außergewöhnlich ist auch der hohe Anteil von
privaten Naturreservaten. Auch wenn es noch einige Defizite beim Naturschutz gibt, insbesondere in den
unterfinanzierten, staatlichen Nationalparks, wird das Naturerbe in Costa Rica für ein Land der dritten Welt
fast schon vorbildlich geschützt. Davon profitieren das Land und seine Bewohner. Die Schönheit des Landes
lockt nämlich viele Touristen aus der ganzen Welt, so dass der Tourismus der wichtigste Devisenbringer im
Land ist.
Das Naturerlebnis in Costa Rica ist gigantisch. Das liegt vor allem an vielen abwechslungsreichen
Landschaften auf relativ kleinem Raum. Das kleine Land zwischen zwei Ozeanen bietet lange Küstenlinien,
Vulkanismus, hohe Berge und verschiedene Vegetationsstufen: vom dampfenden Regenwald bis zu der
Paramo-Vegetation im Hochgebirge. Dadurch, dass viele Gebiete schon seit Jahrzehnten unter Schutz stehen,
kann man hier Tiere am hellichten Tag beobachten, die in anderen Ländern, wo sie gejagt werden, nur
nachtaktiv sind.
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Costa Rica ist ein einzigartiges Land. Das liegt nicht nur daran, dass es kein Militär besitzt und große
Gebiete unter Naturschutz stehen. Das Preisniveau im Land ist ähnlich wie in Deutschland, die Städte sehen
und 'riechen' jedoch wie alle Städte in der dritten Welt. Der reichere Teil der Bevölkerung wohnt meist
in der Provinz, z.B. die Eigentümer der Kaffeeplantagen an den Hängen von Zentraltal, oder in den
landschaftlich schönsten Gebieten, wie die vielen sog. Expats. Das sind die europäischen und
nordamerikanischen Einwanderer, die in den letzten Jahrzehnten ins Land kamen. Ich habe erwartet, dass diese
Einwanderer größeren Einfluss auf das Land haben, z.B. dass die englische Sprache dort mehr verbreitet wäre.
Was die Sprache und die Bevölkerung angeht, unterscheidet sich Costa Rica jedoch nicht viel von anderen
lateinamerikanischen Ländern, nur dass alles dort teurer ist. Viele ärmere Bürger sind dadurch gezwungen,
zwei oder sogar mehrere Jobs zu haben, um über die Runden zu kommen. Das höhere Preisniveau hat für sie aber
auch den Vorteil, dass sie sich einen Urlaub in den deutlich billigeren Nachbarländern leisten können.
Auf der Negativseite eines Besuchs in Costa Rica muss man in erster Linie die teilweise chaotischen Zustände
im Land aufführen. Ich habe es vor allem beim Transport zu spüren bekommen. Es fängt damit an, dass es in
allen größeren Städten mehrere Bushaltestellen gibt, in San Jose z.B. fast 10. Man muss also genau wissen,
von welcher Bushaltestelle die Busse in die gewünscht Richtung fahren. Die Angaben in den Reiseführern sind
nicht selten veraltet, die richtige Haltestelle auf den nur spanischsprachigen Webseiten im Internet zu
finden ist sehr schwierig. Auch die Abfahrtszeiten der Busse ändern sich sehr häufig und die Fahrziele sind
am Bus zum Teil gar nicht oder falsch aufgeführt. Sogar in den größten Städten sind die Haltestellen und
Bahnhöfe nur spanischsprachig beschildert, wobei es keine Schilder mit dem Namen der Haltestelle gibt, so
dass man nie weiß, wo gerade der Bus angehalten hat. Deshalb ist man häufig gezwungen die Einheimischen
danach zu fragen. Leider bekommt man nicht immer die richtige Auskunft, weil die Leute so lässig drauf sind
und sich keine Gedanken über die Konsequenzen ihrer unpräzisen Antworten machen. Dazu kommt noch das Chaos
auf den überfüllten Strassen des Landes. Ich habe nirgendwo in der Welt so viele riskante Überholmanöver
wie in Costa Rica gesehen. Entsprechend hoch sind hier die Unfallzahlen mit Todesfolge.
Solch chaotische Zustände sind zwar typisch für alle dritte Welt Länder, ich habe jedoch gehofft, das
Costa Rica in dieser Hinsicht schon weiter entwickelt ist. Eine Ursache für diese Zustände könnte es sein,
dass Costa Rica sich um die individuellen Touristen nicht wirklich kümmert. Man geht davon aus, dass alle
ausländischen Touristen steinreich sind, betreute Touren durch das Land gebucht haben und von einem Ort zum
anderen mit Shuttles befördert werden. Die öffentlichen Busse wären demnach nur für die Einheimischen, die
an das System gewöhnt sind.
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Auf meiner Reise habe ich mich auf die mittleren und südlichen Regionen des Landes beschränkt, wo feuchtes,
subtropisches Klima herrscht. Die nördliche Provinz Guanacaste, habe ich ganz ausgelassen, da dort
zum Zeitpunkt meiner Reise Trockenperiode herrschte. Die Bäume in den Trockenwald-Reservaten standen kahl,
weil sie alle ihre Blätter abgeworfen haben. Zweifelsohne die schönsten und ursprünglichsten Gebiete des
Landes werden in Nationalparks und anderen Reservaten geschützt, so dass ich fast ausschließlich solche
Naturschutzgebiete besucht habe. Costa Rica verfügt über eine lange Küstenlinie mit vielen wunderschönen
Stränden, die viele, insbesondere junge Touristen anlocken. Für mich war jedoch ein Strandurlaub zweit- oder
drittrangig, ähnlich wie die zweifelhaften Adrenalinkick-Aktivitäten, wie z.B. das Gleiten auf Seilen über
den Wolkenwald. Auch auf die Besichtigung der Städte kann man in Costa Rica getrost verzichten. Nur einige
Museen in San Jose waren es wert, gesehen zu werden.
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