Petropavlovsk
 

Südliche Vulkane
 

Fluss Bystraja
 

Awatschinski Vulkan

Bei allen meinen bisherigen Weltreisen hatte ich bereits vor der Abreise eine ziemlich genaue Vorstellung von dem jeweiligen Land und wusste ungefähr wohin ich genau will und was mich dort erwartet. Mit Kamtschatka war das anders. Trotz der intensiven Recherchen in allen möglichen Quellen, inklusive der russischen, konnte ich kaum etwas über das Land in Erfahrung bringen. Deshalb glich meine Reise nach Kamtschatka im August 2004 fast einer Fahrt ins Blaue.

Die Halbinsel im pazifischen Fernen Osten von Russland war schon immer ein geheimnisvolles Land. Zur Sowjetzeiten war sie bedingt durch die Nähe zu Amerika ein wichtiger Militärstützpunkt. Sogar für die Bürger der Sowjetunion war es fast unmöglich, eine Genehmigung zur Besichtigung der Halbinsel zu bekommen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hat sich kaum etwas an der Abgeschiedenheit von Kamtschatka geändert. Das Land hätte alles um eine touristische Attraktion zu werden. Es kommen jedoch nur wenige Touristen nach Kamtschatka. Das hängt vor allem mit den überteuerten Preisen zusammen, die weit über dem Einkommensniveau der Bevölkerung liegen. Diese Preise resultieren hauptsächlich aus der monopolartigen Stellung der wenigen Reisebüros, Hubschrauberunternehmen und anderen Anbieter in der Tourismusbranche. Dazu kommt noch die staatliche Bürokratie, die allerlei Gebühren und Genehmigungen verlangt. Bis vor ein paar Jahren musste man sogar eine Fotografiererlaubnis kaufen.
Sich etwas selbst zu organisieren ist sehr schwierig und eigentlich auch verboten. Es fehlen vor allem gute Karten, um auf eigene Faust wandern zu gehen. Ich war selbst von der Unzugänglichkeit und den großen Entfernungen auf Kamtschatka überrascht.
Der Status eines verbotenen Landes kam der Natur auf Kamtschatka zu Gute. Das Land ist noch viel wilder als ich erwartet habe. Die ganze Besiedlung konzentriert sich praktisch nur auf ein kleines Gebiet um Petropawlowsk Kamtschatskij. Die Unzugänglichkeit, insbesondere das Fehlen von Strassen, die das Land durchziehen, ist der beste Schutz für die Natur. Da Kamtschatka immer noch vor allem eine große militärische Bedeutung besitzt, hat die weitere Erschließung des Landes keinen Vorrang oder ist sogar unerwünscht.

Normalerweise versuche ich immer, die interessantesten Gebiete eines Landes zu besichtigen. Die spektakulärsten Gebiete auf Kamtschatka, wie z.B. der Tal der Geysire, die Uson Caldera oder das Gebiet um den Kurilensee mit der größten Bären und Lachsen Population der Welt, sind jedoch so abgelegen, das man dorthin nur mit dem Hubschrauber gelangen kann, was dort sehr teuer war. Auch die Gebühren für den Eintritt in die Nationalparks waren in Vergleich zu anderen Ländern exorbitant hoch. Aus diesen Gründen habe ich mich entschieden, diese unverschämte Abzocke zu boykottieren, und habe auf den Besuch der touristischen Hauptattraktionen des Landes verzichtet. Während des ganzen Monats auf Kamtschatka konnte ich nicht mal eine Whale-Watching Tour machen, da es nicht genug Interessenten in Petropawlowsk gab, um das Schiff voll zu bekommen.
Das alles hat dazu geführt, dass ich mit meiner Reise auf Kamtschatka nicht ganz zufrieden sein konnte. Das Land hat viel mehr zu bieten, als ich dort gesehen habe. Solange sich jedoch die arrogante Einstellung der Russen aus der Touristikbranche gegenüber den Ausländern nicht ändert, kommen auch kaum Touristen ins Land. Aus Erzählungen anderer Russlandreisenden weiß ich, dass die Besucher in anderen Regionen Russlands auch wie Milchkühe behandelt werden. Es scheint ein landesweites Phänomen zu sein: ob man den Ermitage in St. Petersburg besucht, oder mit der Transsibirischen Eisenbahn fährt.

Kamtschatka hat das Zeug dazu ein Paradies für Wanderer zu werden. Es würde ausreichen, wenn man nur ein paar wenige Wanderwege anlegen und angemessene Gebühren verlangen würde, um hundert Tausende Touristen ins Land zu locken. Für die lokale Bevölkerung würde das viel mehr Reichtum bringen, als zu versuchen, die wenigen Touristen, die sich auf Kamtschatka verirrt haben, bis auf die Knochen auszunehmen.
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