Im August und September 2010 habe ich mir die ganze Westküste der USA von Los Angeles bis nach Seattle als mein nächstes Reiseziel vorgenommen. Angelockt hat mich dorthin vor allem der Pacific Crest Trail (PCT), ein durchgehender Wanderpfad von Mexiko bis nach Kanada. Der Pfad wurde durch viele der schönsten Gegenden, insbesondere durch die Nationalparks, gelegt. Seinem Namen entsprechend (das Wort "Crest") hat man versucht, die Wanderung über die höchstgelegenen Landesteile zu führen. Es war mir klar, dass ich in nur 2 Monaten nicht die Chance habe, den ganzen PCT zu durchwandern, weil man dazu in der Regel 4 bis 6 Monate braucht. Ich habe mich deshalb auf die meiner Meinung nach schönsten Teile beschränkt: die Sierra Nevada und den äußersten Nordwesten (Washington State), wobei ich das zweite Ziel aus Zeitmangel aufgeben musste. Am Ende reichte die Zeit nur um mit dem Auto die wichtigsten Nationalpark im Norden zu besuchen und dort kurze eintägige Wanderungen zu unternehmen, obwohl in vielen Gebieten meistens auch interessante längere Touren möglich waren. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich sowohl die Entfernungen in diesem Land, als auch die große Anzahl von interessanten Gebieten, die man dort besuchen kann, unterschätzt habe.
Außer der spektakulären Natur hat die Westküste der USA auch viele große und kleine Städte zu bieten, die teilweise komplett unterschiedlich sein können. So ist das Stadtbild von San Francisco ganz anders als das von Los Angeles, obwohl beide Städte in Kalifornien und nur etwa 560 km Luftlinie voneinander entfernt liegen, was für amerikanische Verhältnisse ein Klacks ist. In den ländlichen Gebieten war interessant zu sehen, um wie viel größer im Vergleich zu Europa die Privatbesitztümer sind. Ähnlich wie z.B. in den romanischen Staaten in Europa gibt es in USA kein allgemeines Betretungsrecht, d.h. man darf nicht einfach in einem Privatwald wandern gehen. Das hatte auch Auswirkungen auf die Trassenführung von PCT, weil manche Besitzer keine Erlaubnis zu Betretung ihre Grundstücke erteilen wollten. Als Beispiel dafür könnte die riesige Tejon Ranch dienen, von der Größe des Sequia Nationalparks, die sich fast über die ganzen Tehachapi Mountains in Südkalifornien erstreckt. Nach dem die Verhandlungen mit den Besitzern der Ranch gescheitert waren, musste der PCT am Rande des wüstenhaften Antelope Valley gelegt werden. Mögen die vielen Zäune und Verbotsschilder in einem so großen Land wie USA noch akzeptabel sein, so würden sich diese im dicht besiedelten Deutschland gleich sehr negativ auf die Lebensqualität auswirken, wenn es verboten wäre, in dem nah gelegenen Privatwald zu joggen oder radzufahren. Erst durch Vergleiche mit anderen Ländern wie die USA lernt man das allgemeine Betretungsrecht als hohes Gut zu würdigen.

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USA ist für einen Europäer kein exotisches Land. Jeder hat seine Vorstellungen vom Land und Leuten, die maßgeblich durch die Holywood-Filme geprägt sind. Viele dieser Vorstellungen musste ich revidieren, die meisten zu Gunsten des Landes und der dort lebenden Menschen. Anders als erwartet, war z.B. das Land sehr sauber; auf den Highways drohte man mit 1000 Dollar Strafen für das Wegwerfen von Müll. Auch ernähren sich alle Amerikaner beim weiten nicht nur vom "fastfood". Es gibt dort viele sehr gute, internationale Restaurants und auch viel "organic food" in besseren Supermärkten. Die Menschen in den Nationalparks waren sehr diszipliniert und befolgten sehr penibel die Vorschriften für die geschützten Gebiete, was insbesondere in Sierra Nevada ganz schön viele waren. Obwohl fast jeder US-Bürger im Besitz von Feuerwaffen ist, habe ich mich dort sehr sicher gefüllt, auch in den großen Städten wie L.A. Und die meisten Amerikaner haben sich als sehr nett und hilfsbereit zu den Ausländern herausgestellt, eine Erfahrung, die ich mit vielen anderen Besuchern des Landes teile. Man hat mir z.B. spontan Fahrgelegenheiten angeboten oder mich des öfteren auf ein Bier auf dem Campingplatz eingeladen. Einmal hat jemand sogar heimlich den Campingplatz für mich bezahlt (!!!).
Ich weiss nicht, ob man meine Erfahrungen mit den Menschen an der Westküste von USA auf das ganze Land übertragen kann. Wohl kaum, dafür ist das Land viel zu groß. Mir ist klar, dass es Unterschiede geben muss, da schon die Zusammensetzung der Bevölkerung in dem äussersten Westen der USA anders als in anderen Regionen ist, mit erstaunlich vielen Asiaten (vor allem Japaner, Chinesen und Koreaner) und Latinos, aber mit relativ wenigen Schwarzen. Nichtsdestotrotz denke ich mir, dass die Gemeinsamkeiten bei den Amerikanern überwiegen, und dass eine interessante Erfahrung war, so vielen Menschen im direkten Kontakt zu begegnen und zu erfahren, wie sie außerhalb der großen Politik zu bestimmten Themen stehen. Auch die vielen Naturwunder an der Westküste der USA standen schon lange auf meiner Agenda, so dass ich sehr froh darüber bin, diese endlich einmal gesehen zu haben, und auch die Menschen in ihrem eigenen Land näher kennengelernt zu haben.
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